Schattenhexe Kunibertha

Dies ist die Geschichte der Schattenhexe Kunibertha.
Diese alte Zauberin lebt schon seit Urzeiten auf dieser Welt und versteht es immer wieder, sich vor den Häschern in Sicherheit zu bringen.


Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei Kunibertha um eine sogenannte Schattenhexe, die den Menschen den Schatten und damit die Persönlichkeit nimmt. Seit Jahrhunderten blüht sie immer dann auf, wenn der Winter naht und die Schatten der Menschen durch die tiefstehende Sonne immer länger werden.


Dann ist sie in ihrem Element. Sie schleicht sich an die armen Opfer heran und schwups ... ist es geschehen; Der Schatten ist weg. Bei den Menschen zeigt sich dann, dass sie keinen eigenen Willen mehr haben und alles über sich ergehen lassen. (Solche Leute kennt man doch irgendwoher, oder?). Überall auf der Welt kann man Kuniberthas Opfer sehen. Sie schleichen durch die Welt, als ob sie das Geschehen hier nichts anginge. Allen gemeinsam ist, dass sie sich nur noch um sich selbst kümmern. Um die Geschichte nicht zu lang werden zu lassen, komme ich jetzt zum Ende: Kunibertha hat einen riesigen Fehler gemacht. Das soll nicht heißen, sie wäre ihrer Zaubermacht beraubt worden, nein, nein. Aber sie ist sehr geschwächt worden ...

Damit keine Fragen aufkommen, die von Kunibertha 'besuchten' Opfer haben natürlich weiterhin einen Schatten, nur ist er nicht von der selben Art, wie bei normalen Menschen. Wenn der Schatten nicht mehr zu sehen wäre, würden sich alle Leute doch bestimmt sehr wundern und an Vampire oder ähnliche Geschöpfe denken.

Nun, Kunibertha freute sich wieder einmal: In ihrem tausendjährigen Kalender konnte sie sehen, dass der Herbst nicht mehr fern war. Bald würden sich wieder die Schatten der Menschen verlängern und sie konnte sich weitere Opfer suchen. Nur sie allein konnte erkennen, welcher Mensch von ihr bereits heimgesucht worden war.
Und so starrte sie jeden Morgen gebannt auf das Kalenderblatt, dass sie soeben abgerissen hatte. Heute war der 12. September, nur noch wenige Tage musste sie sich gedulden ...


Die alte Hexe starrte auf das Kalenderblatt in ihren Händen. Der Tag näherte sich der Neige, langsam verschwand die Sonne am Horizont. Der Himmel färbte sich blutrot, es versprach eine wunderschöne Nacht zu werden. Heute würde sie anfangen, und ihre Hexenutensilien zusammenzusuchen. Lange, zu lange schon hatte sie sie nicht mehr benutzt. Im Sommer, wenn tagsüber die Schatten kurz waren, wegen der hochstehenden Sonne, wagte sie sich nicht aus ihrem Walde hervor. Doch im Herbst, wenn Spinnweben in der Sonne funkelten und die Schatten wieder länger wurden, dann war Kunibertha in ihrem Element.

So schlüpfte sie nun durch die niedrige Geheimtür hinter ihrem Hexenhaus in das dunkle Kämmerlein. Kunibertha brauchte kein Licht, ihre alten Augen waren scharf wie die einer Eule.
In einer Ecke, versteckt unter alten Spinnweben, fand sie den Zauberstab, den sie für ihr Vorhaben unbedingt brauchte. Sie nahm ihn an sich und blieb wie angewurzelt stehen...

Kunibertha stand wie erstarrt. Wie von ferne hörte sie leise Stimmen... Sie lauschte. Was konnte das sein? Wurde sie gerufen? Und wer sollte das sein?
Die alte Hexe überlegte, dann nahm sie entschlossen ihren Zauberstab, der im Gegensatz zu gewöhnlichen ziemlich lang war. Dies hatte einen ganz besonderen Grund:
Um den Menschen den Schatten zu stehlen, musste sie diesen erst einmal berühren. Und womit ging dies einfacher, als mit einem langen Zauberstab?

Kunibertha huschte in ihr Zauberkämmerchen. Dort erwartete sie bereits Maunz, ihr schwarzer Kater. Auch er war bereits hunderte von Jahren alt und inzwischen merkte man ihm dies an. Die Sinne, die eine Katze auszeichneten, das feine Gehör und die scharfen Augen, wurden allmählich schwächer. Aber auch er hatte die geheimnisvollen Stimmen gehört. Leise schnurrend rieb er sein Fell an Kuniberthas dürren Beinen und schaute sie traurig an.

Maunz war bereits seit vielen Jahren Kuniberthas Hausgenosse. Damals, noch jung an Jahren, war er vom großen Zauberer Oberix entführt worden. Maunz war nicht immer ein Kater gewesen, nein, er war ein Mensch wie du und ich. Er lebte mit seinen Eltern und Geschwistern in der Nähe des Zauberberges, von dem man sagte, dort lebe ein gefürchteter Zauberer. Die Zeiten damals waren anders als heute: Viele Menschen waren abergläubisch und ängstigten sich vor Geistern, Hexen und Zauberern. Maunz, der damals noch Guthbert hieß, war mutig und wollte den Seinen beweisen, dass es keine Zauberer gab. So machte er sich auf den Weg zum Zauberberg und wollte die Spitze erklimmen. Dann wollte er von dort oben aus den Zauberer verhöhnen. So weit kam es aber nicht, denn Oberix, der alte Teufel, suchte wieder einmal einen Zauberlehrling. Als er Guthbert in seiner Nähe sah, zauberte er ihn kurzerhand auf sein Schloss.

Von nun an musste Guthbert die Gesellschaft des alten Zauberers ertragen. Mit der Zeit lernte auch er einige Zaubersprüche.
Nach langen Lehrjahren kam er irgendwann zu dem Entschluss, er müsse hier weg. Er wollte wieder unter Menschen, unter Seinesgleichen leben.
Und so wartete er auf eine günstige Gelegenheit, um zu fliehen. Die Möglichkeit kam eher, als er erwartet hatte, denn Oberix musste zum Treffen der Oberhexer reisen.

Sobald der Alte das Schloss verlassen hatte, machte sich auch Guthbert auf die Flucht. Leider hatte er nicht mit dem Können des Zauberers gerechnet. Der hatte schon erwartet, dass sich eines Tages sein Zauberlehrling aus dem Staube machen wollte. Um dies zu verhindern, hatte er diesen mit einem Zauberspruch belegt, der es ihm ermöglichte, immer zu sehen, wo sich der Flüchtige aufhielt.

Eines Tages, es waren seit der Flucht immerhin dreizehn Tage vergangen, und Guthbert wähnte sich bereits in Sicherheit, tauchte Oberix auf. Ohne auf die Entschuldigungen des armen Jungen zu hören, verwandelte er diesen sofort in einen schwarzen Kater und nahm ihn mit zurück auf sein Schloss.

Viele Jahre vergingen, und Guthbert, der nun Maunz hieß, hatte sich mit dem Leben in der Nähe des Zauberers abgefunden. Eines Tages veranstaltete Oberix ein großes Fest auf seinem Stammsitz und alles, was Rang und Namen in der Hexen- und Zaubererwelt hatte, hatte zu erscheinen. So kam auch Kunibertha, die Schattenhexe zu Besuch.

Es wurde ein rauschendes Fest, alle amüsierten sich köstlich. Nur Kunibertha war nicht ganz zufrieden, schließlich war es Winter in der Menschenwelt und die Sonne schien den ganzen Tag. Sie hätte reichlich Beute an Schatten machen können, aber nein, sie musste ja hier sein. So saß die Schattenhexe melancholisch in einer Ecke und wartete nur noch auf das Ende der Veranstaltung.

Kater Maunz, der von Natur aus traurig war, gesellte sich zu ihr. Er rieb sein Fell an Kuniberthas Beinen, bis sie sich zu ihm hinabbeugte und ihn kraulte. Dies war der Beginn einer langen, langen Freundschaft, denn Oberix, der als Gastgeber seine Augen überall schweifen ließ, hatte dies längst mitbekommen. Und da er selbst inzwischen einen neuen Hexenlehrling hatte, der ihm keinerlei Probleme machte, schenkte er Kunibertha den Kater. Dies war die kleine Lebensgeschichte des Katers Maunz, damit man verstehen kann, warum er etwas traurig dreinblickte. Das war jedoch nicht der einzige Grund dafür, denn das Tier hatte bemerkt, dass seine Lebensuhr langsam ablief. Bald würde er sich für immer von seiner alten Freundin trennen müssen. Dieser Gedanke erfüllte ihn mit unsäglicher Traurigkeit. Wie würde wohl ihr Hexenleben ohne ihn weitergehen? Gewiss, die Alte hatte noch den Raben, der immer in der Stube auf dem Lehnstuhl hockte. Aber das war ein Vogel und konnte niemals die Qualitäten eines erfahrenen Katers entwickeln. Maunz gestand sich auch ein, ein wenig eifersüchtig zu sein, wenn Kunibertha den Raben streichelte.

Da stand Maunz nun, schaute Kunibertha traurig an und lauschte den geheimnisvollen Stimmen. Er konnte sie ebensowenig verstehen wie die Hexe. Schließlich schüttelte er den Kopf und wartete ab. Kunibertha ging nun auch ihrem Tagewerk nach, die Stimmen, wo immer sie herkommen mochten, waren ihr egal. Sie musste sich auf ihre eigentliche Aufgabe vorbereiten. In den kommenden Tagen kam viel auf sie zu: Sie musste ihr Zauberbuch entstauben, die Hütte putzen und in der Welt draußen nach dem Rechten sehen. Am letzten Tag des Monats September wollte sie erstmals wieder zuschlagen. Dann würde sie wieder Schatten stehlen und die Opfer verwandeln.

Geschäftig wuselte sie in ihrer Hütte umher, mal hier, mal da den Staub der vergangenen Monate aufwirbeln. Schließlich ließ sie sich ermüdet in ihren Lehnstuhl fallen, der beinahe umfiel. Der Rabe erschrak, hatte er sie doch nicht kommen sehen und protestierte krächzend. Maunz lachte sich über soviel Dummheit eins ins Fäustchen. Auch daran konnte er erkennen, dass ihm der Vogel nicht gewachsen war.


Kunibertha hingegen bekam von all dem nichts mit. Sinnend hockte sie in ihrem Sessel. Sie kam sich etwas einfältig vor: Warum in Dreiteufelsnamen machte sie dies? Warum putzte sie Staub? War sie nicht die berühmte Hexe Kunibertha? Sie hatte doch ihr Zauberbuch. Darin musste doch ein Spruch zum Reinigen der Hütte vorhanden sein.
Gedacht, getan, sie schnappte sich das Buch und fing an, wie wild darin zu blättern. Wo war es nur, das Sprüchlein? Sie hatte es doch vor ganz kurzer Zeit, vielleicht vor nur einhundert Jahren noch gesehen. Es konnte doch nicht weg sein.

Ach, es war schon schlimm. Nie konnte sie Ordnung halten. Immer wieder verbummelte sie irgend etwas. Das hatte schon ihre Mutter damals gepredigt, damals, als Kunibertha noch ein kleines Mädchen und ihre Mutter eine berühmt, berüchtigte Hexe. Schon in jenen Tagen war es dem Kind nicht möglich gewesen, seine Sachen so zu ordnen, dass es sie später wiederfand.

Aber jetzt war die Suche von Erfolg gekrönt: Ganz hinten im Zauberbuch lag ein kleiner vergilbter Zettel mit dem ersehnten Spruch. Kunibertha atmete tief durch und sagte ihn auf. Im nächsten Augenblick wirbelte der Staub in der Hexenhütte auf, so dass Kunibertha husten musste. Maunz verkroch sich unterm Sessel. Der Rabe fiel vor Schreck von der Lehne herunter. Dann krachte es laut, die Pforte des Häuschens sprang auf und der Staub der Jahrhunderte wurde von einem unwiderstehlichen Sog hinausbefördert. Die Hexe hielt sich krampfhaft an ihrem Lehnsessel fest. Plötzlich, wie es begonnen hatte, hörte das Unwetter auf. Stille trat ein. Kunibertha öffnete die Augen und schaute sich um. Alles war, soweit sie sehen konnte, blitzblank. Selbst das Fell ihres alten Katers glänzte wieder. Nur der Rabe saß zerzaust auf der Lehne und schaute recht verwirrt drein.

Nun, da im Häuschen alles in Ordnung war, konnte sich die Schattenhexe wieder ihrer eigentlichen Aufgabe widmen. Das Zauberbuch lag auf ihrem Schoß, aber nach soviel Anstrengung war sie nun rechtschaffen müde. Langsam senkten sich ihre Augenlider und sie schlief ein. Maunz legte sich ihr zu Füßen hin und lauscht wieder den unheimlichen Stimmen. Was konnte das nur sein?

An den Tagen nach dem Hausputz schaute sich die Hexe nochmals die wichtigsten Zaubersprüche an, um im Falle des Falles gerüstet zu sein. So verging die Zeit und bald stand sie entzückt vor ihrem Kalender und hielt das Blatt vom ersten Oktober in der Hand. Das Wetter versprach schön zu werden und Kunibertha griff nach ihrem großen Zauberstab. Heute ging es endlich wieder los. Zu lange hatte sie schon auf diesen Tag warten müssen. Sie rief Katze und Rabe zu sich und machte sich auf den Weg in die große Stadt. Hier erhoffte sie sich viele Opfer.


Wieder hörte sie die geheimnisvollen Stimmen, aber sie achtete nicht darauf. Sie zauberte sich und ihre beiden Gefährten in die Stadtmitte. Die Menschen drängelten sich durch die Straßen. Viele hatten es sehr eilig, manche benahmen sich sehr rücksichtslos ihren Mitmenschen gegenüber. Was keiner außer Kunibertha sehen konnte, war, diese Leute hatten keinen richtigen Schatten mehr. Dies waren aber nur einige ihrer Opfer. In dieser Stadt war sie nur ein einziges Mal bisher gewesen. Aber das sollte nun anders werden.


Schon hatte sie eine Gruppe von Jugendlichen erspäht, die gemeinsam durch die Straßen schlenderten und in Gespräche vertieft waren. Die Schattenhexe schlich sich gekonnt, wie sie es in den vergangenen Jahrhunderten gelernt hatte, an, und ehe jemand etwas merken konnte, waren die Menschen ihres Schattens beraubt.
Von einem Moment auf den anderen veränderten sich die jungen Leute. Hatten eben noch alle mehr oder weniger durcheinander geredet, so verstummten nun plötzlich alle Gespräche. Keiner nahm mehr vom anderen Notiz, jeder ging jetzt seiner eigenen Wege. Kurz, nur ganz kurz wunderten sich einige Passanten, die dieses Schauspiel gesehen hatten, aber dann interessierte es sie nicht mehr. Sie hatten ihre eigenen Sorgen.

Die Schattenhexe aber war in ihrem Element. Mal berührte sie mit ihrem langen Zauberstab einen Mann links von sich, mal ein Kind, das über das Pflaster hüpfte. Am Abend war die Alte dann rechtschaffen müde, aber sehr zufrieden mit sich und der Welt. Beruhigt, dass alles so wunderbar geklappt hatte nach der langen Sommerpause, schlich sie sich zurück in den Wald zu ihrer Behausung. Heute hatte sie es allen gezeigt, mindestens achtzig Menschen waren von ihr verhext worden, hauptsächlich Kinder und Jugendliche. Noch nie in ihrem langen Hexenleben hatte sie eine derartig reiche Beute gemacht.


Bereits auf dem Weg in den Wald vernahm sie wieder diese Stimmen. Sie vermeinte, sie seien irgendwie lauter geworden. Aber was kümmerten sie diese Stimmen, sie war die große, die unbeschreibliche, allerbeste Schattenhexe. Maunz dagegen wurde immer unruhiger, je näher sie dem Hexenhaus kamen, wurden doch diese Stimmen immer lauter. Jetzt konnte er bereits einzelne unterscheiden. Es waren die Stimmen von Kindern, die anklagend sangen. Was sangen sie nur? Noch konnte er es nicht verstehen. Aber bald sollte es soweit sein. Schon sah er die kleine Lichtung, auf der das Hexenhaus stand. Irgend etwas stimmte nicht. Das Häuschen war in ein merkwürdiges Licht getaucht. Die Stimmen wurden so laut, dass nun auch Kunibertha stutzte. Sie schaute sich gedankenverloren um, konnte aber zunächst nichts entdecken. Doch da hinten, hinterm Hexenhaus, was war das? Eine gleißende Helle war auf der sonst eher schummrigen kleinen Lichtung zu sehen. Menschliche Gestalten. Was taten die hier? Das war doch ihr Reich. Hier hatte niemand etwas zu suchen.


Schnell versuchte sie, in ihr Häuschen zu verschwinden, das Zauberbuch musste her. Darin stand bestimmt ein Spruch, wie sie diese Leute hier weghexen konnte.

Doch so sehr sie sich auch anstrengte, es war ihr nicht möglich, die Tür zu erreichen. Irgendetwas oder irgendjemand verhinderte dies. Je mehr sie es versuchte, desto stärker wurde die Macht, die sie hemmte. Kunibertha war außer sich vor Wut. Was hatte dies zu bedeuten. Drohend schwang sie ihren langen Zauberstab. Doch mit diesem konnte sie nichts ausrichten gegen die Menge, die jetzt auf sie zukam. Dieser Stab war nur dafür geschaffen, den Menschen den Schatten zu stehlen. Trotzdem versuchte die Hexe damit die Leute einzuschüchtern, was ihr aber nicht gelang.
Aus der Masse der Menschen lösten sich einzelne, die immer näher auf sie zukamen. Jetzt erkannte sie Kunibertha: Es waren die Kinder, die sie heute ihres Schattens beraubt hatte. Zu ihnen gesellten sich jetzt auch die anderen jungen Menschen, die sie bereits früher verzaubert hatte. Irgendwie hatte die Hexe keine Macht mehr über sie. Sie wurde von den Kindern eingekreist und immer mehr bedrängt. Maunz, der alte Kater hielt tapfer zu ihr, während der Rabe krächzend das Weite suchte.


Plötzlich traten ein kleines Mädchen und ein kleiner Junge in den Kreis vor. Sie beugten sich nieder und kraulten Maunz das Fell, ohne die Hexe zu beachten. Der Kater ließ dies ruhig geschehen und da merkte er, dass sein Ende unmittelbar bevorstand: Er rollte sich zu Füßen der Kinder zusammen, schnurrte noch einmal wohlig und schaute sie dankbar an. Sie hatten ihn erlöst, er konnte beruhigt sterben. Was aus Kunibertha wurde, ging ihn nichts mehr an. Er hatte dieses Kapitel endgültig abgeschlossen. Die Hexe schaute entgeistert zu, wie Maunz sich von den Kindern streicheln ließ. Dann bemerkte sie, dass der alte Kater starb. Jetzt musste sie unbedingt zurück in ihr Haus, koste es, was es wolle. Alle hatten sie allein gelassen. Aber wieder hatte sie keine Gewalt über die Kinder im Kreis. Allmählich nahm ihre Hexenkraft ab, ohne ihre Zauberbuch konnte sie nichts ausrichten. Der Kreis schloss sich immer enger. Schon konnte sie die einzelnen Menschen berühren.


Hätte sie doch nur nicht soviele Kinder heute verhext, vielleicht wäre sie noch einmal davongekommen. Doch als die Erwachsenen sahen, dass Kunibertha nichts gegen die Kinder ausrichten konnte, stürmten sie das alte Hexenhaus. Im Kamin wurde ein großes Feuer entfacht und alle Zauberutensilien, derer die Leute habhaft werden konnten, wurden verbrannt. Kunibertha begann zu heulen und zu kreischen, merkte sie doch, dass es es nun womöglich um sie geschehen war. Doch jetzt kam Hilfe für sie: Oberix, der alte Hexenmeister, hatte ihr Geschrei vernommen und eilte herbei. Mit einem Zauberspruch sprengte er den Kreis der Kinder und Kunibertha konnte entkommen. Zusammen mit dem Zauberer flüchtete sie in dessen Schloss.

Die von der Hexe verzauberten Menschen erhielten ihre Schatten zurück bis auf einige wenige, die sich an ihren Zustand gewöhnt hatten. Diese Menschen benehmen sich auch jetzt noch so, als wären sie verzaubert und kümmern sich nicht um ihre Mitmenschen.

Kunibertha, die Schattenhexe, ward nie mehr in der Gegend gesehen. Wer aber weiß, vielleicht hat sie sich bereits neue Opfer in einem anderen Land gesucht.



 



 

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